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Rückblick Bundestagswahl Statements der Parteien

Medienmitteilung vom 14.9.2017

Die heimatbezogenen Organisationen
Schwarzwaldverein“, „Hegau-Geschichtsverein“ und „Forum Hegau-Bodensee“ haben für ihre insgesamt rund 8.000 Mitglieder, den Kandidaten für die Bundestagswahl (Kreis Konstanz) konkrete Fragen zum Landschaftsschutz und Bau von Windrädern in der Region gestellt und alle befragten Kandidaten haben geantwortet.

Unser Kurzkommentar vorab:
Der Zweck dieser schriftlichen Kandidatenbefragung hat sich erfüllt. Podiumsdiskussionen lassen oft keine ausreichende Darstellung des Hintergrunds zu einer Frage, oder völlig ausweichende Antworten zu, was die ausführliche Art der Befragung besser kann. Die Antworten der Kandidaten ermöglichen unseren Mitgliedern und der breiten Öffentlichkeit die erhoffte Orientierung für die Wahl.
Es sind, nicht ganz unerwartet, auch rein partei-ideologische Grundsatzaussagen dabei, die sich weder auf die gestellte Frage und die besonderen regionalen Umstände, noch auf die zugrunde gelegten Tatsachen beziehen.
Im Extremfall kommt es dazu, dass es in der Beantwortung heißt, es wären keine Gutachten bekannt, obwohl diese der Fragestellung beigefügt waren.
Dies sehen wir als rein politische Aussagen, welche der Leser im Zusammenhang mit dem hier nachstehend beigefügten Faktencheck mit Quellenangaben zur Fragestellung selbst bewerten kann.

Die Fragen und die Antworten:

1 Der Regionalverband hat nach jahrelanger Planung und hohen öffentlichen Kosten für Gutachten und Erhebungen offiziell festgestellt, dass es im ganzen Kreis Konstanz nur zwei geeignete Standorte für Windräder gibt.

Frage: Würden Sie trotzdem befürworten, dass in der Region Windräder gebaut werden sollen?

Andreas Jung (CDU)
Der Bund setzt Rahmen, über Standorte wird in der Region entschieden. Die Windkraftanlage in Wiechs hat in Tengen und den Nachbargemeinden Akzeptanz erfahren und leistet einen Beitrag zur Energiewende in der Region. Nach Umstellung von Festvergütungen auf Ausschreibungen werden – auch nach einer Nachjustierung,
um „gute Standorte“ im Land zu nutzen – künftig nur Standorte in BW mit starker Windhöffigkeit eine Aussicht auf Förderung haben.
Solche Starkwind-Gebiete gibt es im Landkreis nicht.

Tobias Volz (SPD)
In der Tat kommt die Regionalplanung zum Ergebnis, dass neben Verenafohren nur noch ein weiterer Standort im Kreis als Vorranggebiet für größere Windkraftanlagen gibt. Diese allgemeine Planungsentscheidung bedeutet nicht, dass weitere Standorte überhaupt nicht mehr in Frage kommen. Windkraft ist eine saubere und sichere Energiequelle. Nutzen wir sie im Süden Deutschlands nicht, so werden wir viele Stromtrassen von Nord nach Süd brauchen, die ebenfalls einen Eingriff in das Landschaftsbild bringen werden. Zu berücksichtigen ist zudem, dass für die gleiche Leistung die Photovoltaik viel mehr Fläche verbraucht.

Tassilo Richter (FDP)
Ich bin ein überzeugter Anhänger von moderner Energietechnologie und auch von regenerativen Energien. Insgesamt sehe ich den Windkraftausbau im Hegau aber sehr kritisch. Wir werden der Enerigiewende nicht gerecht, wenn wir Windkraftanlagen an Schwachwindstandorten aufstellen. Eine ernst gemeinte Energiewende
setzt voraus, dass jedes Bundesland seine Stärken einsetzt. In unserem Baden – Württemberg ist das ganz offensichtlich nicht die Windkraft, denn wir sind das Bundesland mit der geringsten Windhöffigkeit. Wir müssen auf neue Speichertechniken, unterirdische Trassen und bessere Energieeffizienz setzen. Windräder sind grundsätzlich in Ordnung, wo sie ökologisch und ökonomisch betrieben werden können. Aber ein Windrad zu bauen, das
sich nicht rechnet und nur durch Subventionen betrieben werden kann, macht für mich wenig Sinn.

Martin Schmeding (Bündnis 90/Die Grünen)
Einleitend möchte ich darauf hinweisen, dass ein weiterer konsequenter Ausbau der erneuerbaren Energien im Allgemeinen und der Windenergie im Speziellen unerlässlich für die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens sind. Verschiedene Umfragen über das Thema (letztmalig Forsa) haben ergeben, dass eine breite Mehrheit der Bevölkerung (mehr als 80%) sich für einen weiteren Ausbau aussprechen, mehrheitlich selbst Menschen, die in unmittelbarer Nähe von Windrädern wohnen. Die GRÜNEN streben an, bis 2030 eine 100%ige Energieversorgung aus erneuerbaren Energien zu haben. Dafür müssen wir auch die Windenergie weiter voranbringen. Ich werde mich entschieden für den weiteren Ausbau
der Windenergie im Landkreis einsetzen, wenn ich in den Bundestag gewählt werde. Der derzeitige Energiemix in BaWü kann nur in Richtung erneuerbare Energie gedreht werden, wenn wir unseren eigenen Strombedarf weitgehend selbst decken. Große Stromleitungen durchs Land zu legen mit einem entschiedenen Widerstand der Bevölkerung, nur weil der Süden angeblich keine eigene Windkraft rentable betreiben kann, ist schlichtweg
Unfug. Auch in Schwachwindgebieten können Windräder rentabel betrieben werden. Ich habe lieber ein Windrad vor meiner Tür, als ein Kohle-, oder sogar ein Atomkraftwerk.

Walter Schwaebsch (AfD)
Die grundsätzliche Haltung der Alternative für Deutschland in Bezug auf das EEG und Windkraftanlagen ist folgende:
• Das EEG ist ersatzlos zu streichen
• Keine EE-Anlagen in Wäldern und Schutzgebieten
• Keine Vorrangflächen für Windenergieanlagen ohne Zustimmung der betroffenen Bürger
• Mindestabstand von Windenergieanlagen zur Wohnbebauung das 10-fache der Gesamthöhe Deshalb werden wir auf keinen Fall den Bau von Windrädern in der Region befürworten. Grundsätzlich treten wir im Gegensatz zu den Altparteien dafür ein, Bürgerentscheide auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene einzuführen. Der beim Landratsamt Konstanz eingereichte Bauantrag der Firma Solarcomplex AG beweist, dass
ohne ein öffentliches Verfahren die betroffenen Bürger auf undemokratische Art entmündigt werden sollen. Die Profiteure dieser durch öffentliche Mittel geförderten Windkraftanlagen wären die Aktionäre der Firma Solarcomplex AG. Die Bürger hätten die Nachteile zu tragen und müssten diese zwangsweise auch noch finanzieren.

Simon Pschorr (Die Linke)
Die Wende hin zu erneuerbaren Energien ist unverzichtbar, um den Trend zur Klimaerwärmung mit all ihren dramatischen Folgen für die Menschheit zumindest zu verlangsamen. Zu schaffen ist das nur, wenn wir alle Potenziale erneuerbarer Energieerzeugung nutzen. Dazu gehört auch die Windenergie. Der Beschluss des
Regionalverbands, mit der Genehmigung von nur zwei Standorten im Landkreis faktisch aus der Windkraft auszusteigen, halten wir für eine vom St.-Florians-Prinzip diktierte und kurzsichtige Fehlentscheidung.

Armin Kabis (Die PARTEI)
Mein vorläufig, endgültiges Nein.
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2 Der Tourismus hat bei uns eine herausragende Bedeutung für die Wirtschaftskraft und somit für Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Die Anziehungskraft unserer Region beruht ganz wesentlich auf ihrem besonderen landschaftlichen Reiz. Die geplanten zwei Windräder auf dem Kirnberg bei Steißlingen und vier Windräder auf dem Schienerberg wären jeweils so hoch wie der Stuttgarter Fernsehturm und würden das Landschaftsbild wesentlich beeinträchtigen.
Frage: Würden Sie solche Belastungen im Verhältnis zum Nutzen für richtig halten?

Andreas Jung (CDU)
Bei sensiblen Flächen am Bodensee sollte Landschaftsschutz Vorrang vor Windkraft haben. Das ist in jedem Einzelfall sorgfältig abzuwägen. Windkraft auf dem Schienerberg scheidet auf deutscher Seite allerdings schon wegen Natur- und Artenschutz aus. Zuständig für Verfahren und konkrete Standorte sind die Länder, Regionen und Landkreise.

Tobias Volz (SPD)
Die Attraktivität des Bodenseeraums für den Tourismus hat viele Quellen. Sie wird von zwei (!) Windrädern auf dem Kirnberg oder vier (!) auf dem Schienerberg, die von weiten Teilen der Bodenseeregion auch gar nicht zu sehen sind, nicht beeinträchtigt. Initiativen wie Windwanderwege nutzen solche Standorte auch für neue touristische Angebote.

Tassilo Richter (FDP)
Nein, denn auch hier ist wegen der geringen Windhöffigkeit der Nutzen zu niedrig. Windkraft ja, an Orten wo es Sinn macht. Im Hegau sehe ich dies nicht. Es macht keinen Sinn, einen Energieträger mit hohem Tempo und Subventionen auszubauen, wenn der produzierte Strom durch nicht vorhandene Speichermedien nicht genutzt werden kann.

Martin Schmeding (Bündnis 90/Die Grünen)
Ich bin seit vielen Jahren Dozent im Fachbereich Tourismus der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Mir ist keine einzige Studie bekannt, die diese Frage untersucht hat, geschweige denn, eine Studie, die sich gegen Windkraft wegen der angeblichen „Verschandelung der Landschaft“ ausspricht. Ich bestreite vehement, dass Menschen, die im Bodenseegebiet Urlaub machen wollen, dies nicht mehr tun werden, weil neue Windräder die Landschaft verschandeln. Keineswegs bin ich der Meinung, dass beispielsweise
der Windpark Verenafohren in Tengen die Landschaft verschandelt würde. Ganz im Gegenteil: Er weist uns täglich darauf hin, dass der Strom aus den Steckdosen produziert werden muss. Windräder in der Nähe sind zutiefst demokratisch, bürgernah und aus Klimaschutz-Argumenten vernünftig. Vor einiger Zeit waren wir mit der BaWü-Finanzministerin auf dem Hohentwiel und hatten einen sehr schönen Ausblick auf die Hegau-Landschaft. Ich hätte mir gewünscht, dass der Schwarzwaldverein (Bezirk Donau-Hegau-Bodensee), der Hegau-Geschichtsverein und das Forum Erneuerbare Energien Hegau-Bodensee beim Bau der Autobahnen 81 und 96 sowie beim Ausbau der B33 die Argumente der „Verschandelung der Landschaft“ in einer solcher Vehemenz vorgetragen hätten, wie dies jetzt getan wird.

Walter Schwaebsch (AfD)
Derartige Windkraftanlagen würden nicht nur das Landschaftsbild nachhaltig negativ verändern, sondern hätten auch gesundheitliche Belastungen insbesondere infolge von Infraschall und rotierender Schattenwirkung zur Folge.
Ausserdem bleiben in der Ökobilanz von Windkraftanlagen die folgenden Tatsachen meist unberücksichtigt:
• Fundament benötigt ca. 3.500 t Zement, der Turm ca. 2.800 t, das Maschinenhaus ca. 650 t Stahl
• Daraus resultiert ein CO2 Verbrauch nur für den Bau der Anlagen von ca. 4.500 t, hinzu kommt noch der CO2 Ausstoss für Transport von umfangreichen Aushub und Material
• Flächenverbrauch einer Windkraftanlage: bis zu 28 ha
• CO2-Emissionen bei Produktion: 0,57 t pro t Zement, 1,3 t pro t Rohstahl
Die Gesamtheit dieser Faktoren hätten natürlich nicht absehbare Folgen für den Tourismus sowie für die Lebensqualität der Bevölkerung. Deshalb halte ich derartige Belastungen im Verhältnis zum Nutzen für nicht richtig und lehne daher solche Projekte ab.

Simon Pschorr (Die Linke)
Solche Befürchtungen gab es auch in anderen touristisch reizvollen Regionen, etwa in den Küstenländern, wo heute Windräder zum Landschaftsbild zählen. Fakt ist: Der vorausgesagte Rückgang der Besucherzahlen blieb aus. Im Übrigen gibt es touristisch erschlossene Regionen – zum Beispiel Gletscher -, die schon heute zerstört
werden – und zwar vom Klimawandel. Hier wird unwiederbringlich ein Naturschauspiel vernichtet. Was den Nutzen betrifft: Windkraft erzeugt im Vergleich mit anderen Erneuerbaren die größten Strommengen je Hektar – zu den geringsten Kosten je kWh. Selbst die Landesregierung hat ein Ziel von 10% Windstromanteil bis 2020 definiert. Mit neuen, effizienten Windkraftanlagen kann der Anteil am Energienmix gesteigert werden. Wir meinen: Dazu muss auch die Region einen Beitrag leisten.

Armin Kabis (Die PARTEI)
Ich bin selbst Exilhörianer , und im übrigen stehe ich für eine neue harte Politik gegenüber der Schweiz. Mit unserem geplanten Mauerbau zur Schweiz und die mitverbauten Solaranlagen im Sperrgürtel , lösen wir auch das Problem der Energiegewinnung. Ist mit mir nicht zu machen, da wir selbst an einen Zeppelinflughafen auf dem Schienerberg planen. Das gilt auch für den Dellenhau und Kies für die Schweiz.

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3 Die UNESCO hat auf der Schwäbischen Alb die Bedingung gestellt, die Auszeichnung Welterbe nur zu vergeben, wenn in Sichtweite keine Windräder gebaut werden, worauf dort die Baugenehmigung aus Gründen des Denkmalschutzes verweigert wurde. Dies ist mit den Situationen bei Kirnberg und Schienerberg in unmittelbarer Sichtweite zu den UNESCO Welterbestätten Reichenau und Pfahlbauten direkt vergleichbar.
Frage: Wie würde Ihre Werteabwägung im Entscheidungsfall lauten?

Andreas Jung (CDU)
Die UNESCO-Welterbestätten müssen erhalten bleiben. Dabei ist jede Welterbestätte und jede Planung sorgfältig und individuell zu betrachten. Ungeachtet konkret genannter Standorte und ungeachtet der Thematik – ob es um Windkraft oder um eine anderes Vorhaben geht – wäre ich generell gegen ein Projekt, wenn dessen Umsetzung den Entzug des Welterbe-Status zur Folge hätte.

Tobias Volz (SPD)
Für den Bau von Windrädern ist ein ordnungsgemäßes Baugenehmigungsverfahren erforderlich, bei dem selbstverständlich auch Belange des Denkmalschutzes berücksichtigt werden müssen. Das ist in Baden-Württemberg bewährte Verwaltungspraxis. Im Gegensatz zur Höhe der Schwäbischen Alb handelt es sich beim Hegau um eine menschlich geprägte Kulturlandschaft, nicht um unveränderte Naturlandschaften. Zwei Windräder auf dem 30 Kilometer entfernten Kirnberg haben keinen Einfluss auf die Bewertung der jahrhundertealten Klosterbauten.

Tassilo Richter (FDP)
Nein, denn auch hier ist wegen der geringen Windhöffigkeit der Nutzen zu niedrig. Windkraft ja, an Orten wo es Sinn macht. Im Hegau sehe ich dies nicht. Es macht keinen Sinn, einen Energieträger mit hohem Tempo und Subventionen auszubauen, wenn der produzierte Strom durch nicht vorhandene Speichermedien nicht genutzt werden kann.

Martin Schmeding (Bündnis 90/Die Grünen)
Wie es im Leben in allen Lebensbereichen immer ist, müssen Entscheidungen unter verschiedenen Gesichtspunkten und Interessenlagen abgewogen und getroffen werden. Ich bin sehr dafür, dass wir in Deutschland die derzeitigen Standorte von Kohle-, und Atomkraftwerken mal nach diesem Gesichtspunkt analysieren und uns fragen, ob solche Argumente auch beim Bau dieser Anlagen eine Rolle gespielt haben. Mein Bauchgefühl
sagt mir Windräder haben sich den gleichen baupolitischen und baugenehmigungsrechtlichen Faktoren zu unterziehen, wie jedes andere Bauprojekt auch. Kommt die Genehmigungsbehörde zu dem Schluss, dass hier Schutzaspekte von Weltkulturgütern höher zu gewichten sind als die Energieversorgung, haben die Projektierer in unserem Rechtsstaat die Möglichkeit, gegen diese Entscheidung den Rechtsweg zu bestreiten. Wir steigen aus der Atomkraft definitiv aus. Wir GRÜNEN streben einen definitiven Ausstieg aus der Kohlekraft bis 2030 an. Diese wollen wir ersetzen durch den Ausbau erneuerbarer Energien (mit einem breiten Rückhalt in der Bevölkerung). Diese Argumente sind in den Genehmigungsprozessen der Behörden mit einzubeziehen.

Walter Schwaebsch (AfD)
Meine Werteabwägung wäre identisch mit der Entscheidung auf der Schwäbischen Alb.
Keine Baugenehmigung aus Gründen des Landschafts- und Denkmalschutzes für geplante Anlagen „Kirnberg und Schienerberg“!

Simon Pschorr (Die Linke)
Sie beziehen sich auf den Einzelfall der Höhlenlandschaft des Ach- und Lonetals, dort hatte die UNESCO drei von der EnBW geplante Windtürme in unmittelbarer Nähe als Ausschlusskriterium benannt. Moniert wurde „technische Überprägung, visuelle Dominanz und Maßstabsverlust“. Das ist aus unserer Sicht für die Reichenau nicht zu befürchten, die ausgeprägte Konstanzer Silhouette mit mehreren Hochhäusern, z.B. dem markanten
Telekomgebäude, hat die Prüfer jedenfalls nicht gestört.

Armin Kabis (Die PARTEI)
Hat sich mit uns erübrigt.

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4 Immobilien, die optisch oder akustisch im Einflussbereich von Windrädern liegen, verlieren nachweislich an Wert.
Frage: Wie lautet Ihre Botschaft an betroffene Wohnungs- und Hausbesitzer?

Andreas Jung (CDU)
Ich bin für einen Mindestabstand von 1.000 Metern und darüber hinaus für eine sorgfältige Abwägung im Einzelfall, bei der selbstverständlich die Anliegen der Nachbarn berücksichtigt werden müssen. Zuständig sind Länder, Regionen und Kommunen.

Tobias Volz (SPD)
Anwohner haben Anspruch auf Abstand der Windanlagen von ihren Liegenschaften Empfohlen werden 700 Meter. Weil jedes Bauvorhaben Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Interessen der Nachbarn haben kann, sieht das Baurecht vor, dass die wirtschaftlichen Interessen der Grundstückseigentümer mit dem öffentlichen
Interesse einer nachhaltigen Versorgung mit erneuerbaren Energien abgewogen werden müssen.

Tassilo Richter (FDP)
Windräder nur um die Grüne Ideologie zu befriedigen in nicht wirtschaftlichen Gebieten darf es nicht geben. Das man diese noch so nahe an private Häuser stellt das diese dadurch an Wert verlieren ist weder nachvollziehbar noch zu akzeptieren. Windkraft auf offener See oder in Schleswig Holstein macht Sinn und rechnet sich. Die Windkraft im Hegau macht weder ökologisch noch ökonomisch Sinn.

Martin Schmeding (Bündnis 90/Die Grünen)
Ich bestreite als Ökonom diesen Zusammenhang. Gutachten, die dies zum Ergebnis haben, sind bestellte Gutachten. Was entgegnen wir denn den Hauseigentümern in Allensbach, in Hegne, auf der Reichenau, die durch den Ausbau der B33 auch mit einer Wertminderung rechnen können? Glauben Sie, dass der Flughafen Zürich bei seinen Ausbauplänen den Wert der angrenzenden Grundstücke im Blick hat? Die Fragesteller unterscheiden
offensichtlich überhaupt nicht zwischen Individual- und Kollektivinteressen. Die Allgemeinheit hat das Interesse auf eine grundlastsichere Energieversorgung, die eine möglichst geringe Wirkung auf die Gesundheit der Menschen und auf das Klima hat. Dieses Interesse wirkt eindeutig schwerer als der Wert von Immobilien von Einzelpersonen.

Walter Schwaebsch (AfD)
Es geht nicht nur um den zum Teil drastischen Wertverlust der im Einflussbereich von Windrädern liegenden Immobilien, sondern auch um gesundheitliche Belastungen und Beeinträchtigung der Lebensqualität der Bewohner. Meine Botschaft an die betroffenen Wohnungs- und Hausbesitzer lautet:
• Mit Hilfe von Bürgerinitiativen gegen diese Pläne juristisch vorgehen
• Die Öffentlichkeit kontinuierlich über Nachteile und Risiken informieren
• Die Parteien, die solche Projekte befürworten, nicht mehr wählen

Simon Pschorr (Die Linke)
Natürlich ist ein solcher Wertverlust, sollte er eintreten, für die Betroffenen schmerzhaft. Negative Begleiterscheinungen der für das Gemeinwohl unverzichtbaren Energiewende müssen von den beteiligten Akteuren – die IG Hegauwind und die involvierten Kommunen – finanziell abgefedert werden. Die Linke fordert, dass die Wende zu erneuerbaren Energiearten sozial gerecht gestaltet wird. In diesem Fall heißt das, nicht etwa Häuslebauer und Eigenheimbesitzer auf ihren Verlusten sitzen zu lassen.

Armin Kabis (Die PARTEI)
Habe aus Wichs noch nichts Negatives gehört.
Meine Botschaft lautet: Jetzt Die PARTEI wählen. Sie ist sehr gut!

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5 Beim Landratsamt Konstanz läuft ein Genehmigungsverfahren mit Privilegierung für Windräder auf dem Kirnberg, mitten im Hegau und aus der ganzen Region sichtbar.
Frage: Würden Sie diese Genehmigung befürworten?

Andreas Jung (CDU)
Nach Umstellung der Förderung dieses Jahr hat bei den Ausschreibungen der Kirnberg keinen Zuschlag erhalten. Wenn nachgesteuert wird, werden künftig „gute Standorte“ in BW Aussicht auf Förderung haben. Der Kirnberg zählt dabei nicht zu den starken Wind-Standorten im Land. Unser Kreis wird aber einen wichtigen Beitrag zu weiteren erneuerbaren Energien leisten – durch Biomasse, Wasser und Geothermie und beim Zubau vor allem durch Photovoltaik. Hier müssen wir konsequent die Potenziale nutzen. (vgl. auch Antwort Nr.1)

Tobias Volz (SPD)
Ich weiß, dass unsere Verwaltung das öffentliche Interesse an einer sauberen Energieversorgung aus erneuerbaren Energiequellen sorgfältig und sachkundig mit privaten Interessen wie dem Emissionsschutz, dem Denkmal- und dem Naturschutz abwägen wird. Sie braucht in diesem Fall keine politischen Ratschläge. Nach all dem, was ich als Gemeinderat vom Baurecht weiß, sind die Windräder in der Region genehmigungsfähig.

Tassilo Richter (FDP)
Nein! In keinem anderen Land der Republik weht der Wind so schwach und selten wie in Baden-Württemberg. Die Windräder im Südwesten bieten mit ihrer geringen Auslastung und ihrem Zufallsstrom weder eine verlässliche noch eine wirtschaftlich sinnvolle Grundlage für die Energiewende. Deshalb sollte man Windenergie grundsätzlich auch nur dort gewinnen, wo dies wirtschaftlich ist. Alles andere ist grüne Ideologie.

Martin Schmeding (Bündnis 90/Die Grünen)
Unbedingt.

Walter Schwaebsch (AfD)
Nein, keine Genehmigung für Windräder auf dem Kirnberg!

Simon Pschorr (Die Linke)
Die Energieversorgung ist Teil der Daseinsvorsorge und muss dem Gemeinwohl dienen. Die herrschende Politik tastet die Vormachtstellung der Großkonzerne nicht an, für die nur der Profit zählt. Die Linke will dagegen eine regional ausgerichtete und breit verankerte Energiewende. Wir fordern, dass regionale Einrichtungen weitgehende
Gestaltungsrechte erhalten. Entscheidungen sollen die Betroffenen selbst treffen, z.B. durch Bürgerentscheid. Auch wenn ich eine Genehmigung befürworte, das letzte Wort müssen die Bürger haben.

Armin Kabis (Die PARTEI)
Ich fahr einfach hin und frag die Bürger selber.

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6 Der Schweizer Energieversorger EKS aus Schaffhausen plant auf dem Schienerberg vier riesige Windkraftanlagen, jede so hoch wie der Stuttgarter Fernsehturm und will diese Belastung direkt an die deutsche Grenze setzen.
Frage: Würden Sie persönlich dieses Projekt befürworten oder ablehnen?

Andreas Jung (CDU)
Ich wünsche mir, dass auf Schweizer Seite dieselben Maßstäbe angelegt werden wie bei uns und das Projekt dann nicht umgesetzt wird. Wenn der Standort auf unserer Seite der Grenze wäre, würde er aus Gründen des Artenschutzes und des Naturschutzes ausscheiden. Wegen des Milans sind die Standorte auf dem Schienerberg bei uns ausgeschlossen worden. Zudem ist dort ein Natura 2.000-Gebiet – und ich teile die Auffassung von BUND und NABU, dass in solchen Gebieten keine Windkraft sein sollte.

Tobias Volz (SPD)
Mir sind vier Windräder lieber als die veralteten und störungsanfälligen Schweizer Atomkraftwerke bei Leibstadt und Bezau. Diese sind auch nur 30 Kilometer von der Bodenseeregion entfernt und sie stellen im Gegensatz zur Windkraft ein echtes Risiko dar. Viel problematischer für das Image des Bodenseeraums als Wirtschafts- und
Tourismusregion wäre ein Atommüllstandort im grenznahen Benken.

Tassilo Richter (FDP)
Nein! In keinem anderen Land der Republik weht der Wind so schwach und selten wie in Baden-Württemberg. Die Windräder im Südwesten bieten mit ihrer geringen Auslastung und ihrem Zufallsstrom weder eine verlässliche noch eine wirtschaftlich sinnvolle Grundlage für die Energiewende. Deshalb sollte man Windenergie grundsätzlich auch nur dort gewinnen, wo dies wirtschaftlich ist. Alles andere ist grüne Ideologie.

Martin Schmeding (Bündnis 90/Die Grünen)
Ich befürworte dieses Projekt, 100 Mal mehr als das AKW Beznau oder das AKW Leibstadt in unmittelbarer Nähe der deutschen Grenze. Würden diese Windräder umfallen, wäre der Schaden begrenzt. Würde nur eins der AKWs einen Störfall haben, hätte dieser Störfall die Folge, dass unsere ganze Region für eine sehr lange Zeit unbewohnbar wird.

Walter Schwaebsch (AfD)
Auch dieses Projekt würde ich wie begründet selbstverständlich ablehnen!
Wenn derartige Eingriffe in die Landschaft auf schweizerischem Gebiet, aber direkt an der deutschen Grenze geplant werden, müssen die Belange der betroffenen Bevölkerung in der umliegenden Region berücksichtigt werden.

Simon Pschorr (Die Linke)
Der Klimawandel macht an der Landesgrenze nicht halt, und natürlich ist der Umstieg auf erneuerbare Energien auch in der Schweiz nötig. Insofern kann ich auf die vorhergehenden Antworten verweisen. Die konkreten Planungen und die Entscheidungsfindung ist Sache der politischen Institutionen und der Bevölkerung unseres Nachbarlands.

Armin Kabis (Die PARTEI)
Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, ich wiederhole mein politisches Ehrenwort. Mit unserem Einzug in den 19. deutschen Bundestag, werde ich sofort mit der längst nötigen, und von der Konstanzer Mehrheit geforderten Mauer zur Schweiz beginnen. Wohnungsnot, Parkkplatznot, Ehrverlust und leere Regale sind dann nur noch Erinnerung. Finanziert durch Sloranlagen und dem Kreuzlinger GewerbeVerein, ist die Finanzierung gesichert.
Der aggressiven Landnahme im Hegau durch schweizer Landwirte ist mit uns zu Ende.

******Ende der Antworten.

Faktencheck mit Quellenangaben

Erläuterungen zur Befragung der Kandidaten zur Bundestagswahl 2017 Kreis Konstanz

Nach 6 Jahren intensiver Planung und dem erklärten Vorsatz, der Windenergie Raum zu schaffen, kommt die Regionalplanung Hochrhein-Bodensee zu einem deutlichen Ergebnis: Nach den offiziellen Kriterien gibt es im Raum Hegau-Nördlicher Bodensee höchstens zwei potenzielle WKA-Standorte, wovon einer – am Rande des Hegau liegend – inzwischen schon mit drei WKA bebaut wurde. Quelle: http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/kreis-konstanz/Wenig-Platz-fuer-grosse-Windkraftanlagen;art372432,9347213 

Trotzdem läuft aktuell ein Bauantrag der Firma Solarcomplex AG (mit Privilegierung für Erneuerbare Energien und ohne öffentliches Verfahren) beim Landratsamt Konstanz für zwei Windräder auf der dem Bodensee zugewandten Seite des Steißlinger Kirnbergs.
Schweizer Energieversorger planen sogar vier Windräder auf dem Schienerberg, nur wenige Meter von der Grenze entfernt.

Spätestens seit dem sehr deutlichen Ergebnis der Regionalplanung ist es jedoch an der Zeit, eine grundsätzliche Werteabwägung vorzunehmen und Entscheidungen darüber zu treffen, welche Formen erneuerbarer Energien für die Region Hegau-Bodensee bzw. den Kreis Konstanz anzustreben sind und ob der Bau weniger, aber die Menschen, Tiere und Landschaft belastender Windräder genehmigt werden sollte oder nicht.

Dabei gilt es folgende weitere Faktoren und Tatsachen zu berücksichtigen:

  1. Bundesdeutscher Vergleich Erneuerbare Energien.

Die Region Hegau-Bodensee hat zwar wenig Windräder, aber bereits eine weit überdurchschnittliche Quote an erneuerbaren Energien. Im Hegau, am nördlichem Bodensee und dem Hochrhein, liegt der Anteil erneuerbarer Energien – hauptsächlich Wasserkraft vom Rhein – schon heute bei herausragenden 57,9%.
Dies entspricht der sog. „Schweizer Quote“, nach der unsere Region in Kooperation mit der Schweiz mit grundlastfähigem erneuerbarem Strom versorgt wird. Das ist eine vorbildliche Zahl, die für Gesamtdeutschland noch für Jahrzehnte unerreichbar bleiben wird.
Quelle: Fachkommentar „Stromversorgung in Südbaden“ Werner Adrion, Leiter Netzleitstelle Donaueschingen – Energiedienst – a.D. http://www.forum-hegau-bodensee.de

  1. Strom-Überschüsse:

Deutschland erzeugt schon heute viel mehr (erneuerbaren) Strom als es verbrauchen kann. Die Überschüsse werden u.a. über die Schweiz nach Italien exportiert und, obwohl die Vergütungen an die Erzeuger gezahlt werden, unter Marktpreis oder umsonst verschleudert. Quelle: https://www.swissgrid.ch/swissgrid/de/home.html

  1. Geringes CO2-Einsparpotenzial:

Im regionalen Stromnetz liegt der Anteil fossiler, klimaschädlicher Stromerzeugung schon heute bei nur 5,7% und damit viel niedriger als in Gesamtdeutschland. Das Einsparpotenzial für die CO2-Freisetzung ist bei uns also sehr gering.
Außerdem müssen jene CO2-Freisetzungen gegengerechnet werden, die bei Herstellung, Transport, Montage, Wartung und Entsorgung von Windrädern sowie durch Waldrodungen für die Errichtung von Windrädern anfallen.

Quelle: Fachkommentar „Stromversorgung in Südbaden“ Werner Adrion, Leiter Netzleitstelle Donaueschingen – Energiedienst – a.D. http://www.forum-hegau-bodensee.de

  1. Windkraft schadet dem Landschafts- und Denkmalschutz:
    Windkraftbefürworter argumentieren gerne, dass es in unserer Landschaft ohnehin schon zahlreiche technische Bauwerke gebe, wie z.B. Straßen und Strommasten. Dabei verschweigen sie, dass Windräder technische Großbauwerke einer völlig neuen Dimension darstellen.
    Die Anlagen auf dem Kirnberg oder auf dem Schienerberg sollen 200 Meter hoch werden. Damit wären sie fünfmal so hoch wie ein weniger sichtbarer Gitter-Strommast oder die Kirchtürme im Hegau.

Das Problem ist aber nicht allein die extreme Höhe. Windräder sind auch deshalb ein alles dominierender Blickfang, weil sie immer auf erhöhten Standorten stehen und weil die sich drehenden Rotorblätter zwangsläufig den Blick auf sich ziehen, nachts mit blinkender Warnbeleuchtung.
Durch diese überdimensionierten Fremdkörper verlieren die zahlreichen historischen Baudenkmäler der Umgebung ihren landschaftsprägenden Charakter (z.B. die Hegauer Burgen Hohentwiel, Altbodman und Langenstein). Aus genau solchen Gründen haben die zuständigen Landratsämter im Jahr 2016 schon mehreren Windparks in besonders wertvollen Kulturlandschaften die Genehmigung verweigert, so z.B. im Fall Schloss Lichtenstein bei Reutlingen
(Quelle: http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Keine-Windkraftraeder-bei-Schloss-Lichtenstein-331046.html

Das Reutlinger Landratsamt hatte im November 2016 nach diversen Gutachten, Begehungen und Anhörungen die geplanten Windräder aus Gründen des Denkmalschutzes abgelehnt. Der Projektierer legte Widerspruch ein, doch auch das Regierungspräsidium Tübingen unterstützte die Entscheidung. Nun hat die Windkraft-Firma Klage beim Verwaltungsgericht Sigmaringen eingelegt.

  1. Windkraft bedroht unser UNESCO-Welterbe:
    Den UNESCO-Welterbestätten Klosterinsel Reichenau und Prähistorische Pfahlbauten (Fundstätten u.a.: 1 Wangen-Hinterhorn, Öhningen; 2 Hornstaad-Hörnle, Gaienhofen; 3 Allensbach-Strandbad, Allensbach; 4 Wollmatingen-Langenrain, Konstanz; 5 Konstanz-Hinterhausen, Konstanz; 6 Litzelstetten-Krähenhorn, Konstanz; 7 Bodman-Schachen, Bodman-Ludwigshafen; 8 Sipplingen-Osthafen, Sipplingen; 9 Unteruhldingen-Stollenwiesen, Uhldingen-Mühlhofen) droht möglicherweise die Aberkennung des international begehrten Welterbe-Titels. Grund: Diese Stätten liegen in direkter Sichtverbindung zu den geplanten Windrädern auf dem Kirnberg und dem Schienerberg und sind somit in ihrer Authentizität und Integrität potenziell beeinträchtigt. Deshalb prüft die für die Betreuung der deutschen UNESCO-Welterbestätten zuständige Organisation derzeit eine mögliche Intervention.
    Entweder Windkraft oder UNESCO Welterbe, hieß es auch für die prähistorischen Höhlen auf der Schwäbischen Alb (Quelle: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.konflikt-auf-der-alb-windkraft-oder-welterbe-eins-muss-weichen.e86e02db-7368-479a-90f9-3120dbd32a9b.html).
    Nachdem das Landratsamt des Alb-Donau-Kreises den WKA-Genehmigungsantrag abschlägig beschieden hatte, wurde der Welterbe-Titel verliehen.(Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/unesco-eiszeit-kunst-auf-der-schwaebischen-alb-wird-weltkulturerbe-a-1156878.html).
  1. Auswirkungen auf Tourismus, regionale Wirtschaft und Infrastruktur:

Der Tourismus hat im Bodenseeraum und Hegau eine herausragende Bedeutung für die Wirtschaftskraft und somit für Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Die Anziehungskraft unserer Region beruht ganz wesentlich auf ihrem besonderen landschaftlichen Reiz. Die Tourismusregion Hegau-Bodensee ist bisher frei von Windrädern. Auch sonst gibt es bei uns keine überdimensionierten, großtechnischen Bauten, die unsere jahrhundertealte, bis heute nur maßvoll veränderte Natur- und Kulturlandschaft wesentlich und weithin sichtbar beeinträchtigen würden.
Um diesen Zustand zu erhalten, appellieren zahlreiche betroffene Betriebe aus Hotellerie, Gastronomie und Vermieter von Ferienwohnungen und Erholungsheimen an die Behörden, insbesondere die geplanten Windräder auf dem Kirnberg nicht zu genehmigen und sich gegen die geplanten Schweizer Windräder auf dem Schienerberg zu wehren.
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband warnt in einem Schreiben vom 12.9.2016 an die zuständigen Behörden eindringlich vor dem Bau der Kirnberger Anlagen.
Erfahrungen aus anderen Tourismusregionen haben den negativen Einfluss von Windrädern auf den Tourismus nachgewiesen und die Beeinträchtigungen sind buchstäblich „unübersehbar“.
Eine Untersuchung im Schwarzwald (Fachhochschule Furtwangen) ergab, dass 72% der Befragten die Windenergie generell befürworteten. Aber: 49% lehnen Eingriffe in Natur und Landschaftsbild für Windenergie ab. Und jeder Dritte der Befragten (33%) würde beim Bau von Windrädern seinen Urlaub in Zukunft woanders buchen. (Quelle: http://www.hs-furtwangen.de/fileadmin/user_upload/Fakultaet_WI/Dokumente/Studium/Windkraft_im_Schwarzwald.pdf

Die Schwarzwald Tourismus GmbH befürchtet einen Besucherrückgang um 22% (Quelle: http://www.schwarzwald-tourismus.info/presse/Pressemeldungen-nach-Themen/Schwarzwald-Tourismus/Windkraftstudie).

Eine deutschlandweite Studie der Universität Hannover zeigte, dass der negative Einfluss von Windrädern auf den Tourismus in küstenfernen Gebieten besonders ausgeprägt ist; die Effekte waren in einem Umkreis von 20 km um die Windradstandorte messbar. (Quelle: https://www.researchgate.net/publication/283526875_Gone_with_the_wind_The_impact_of_wind_turbines_on_tourism_demand).  Eine Studie in Süddeutschland zeigte, dass 26% der Befragten nicht mehr Urlaub in einer Region machen würden, in der Windkraftanlagen an den Aussichtspunkten entlang der Rad- und Wanderwege stehen. (Quelle:https://www.researchgate.net/publication/283526875_Gone_with_the_wind_The_impact_of_wind_turbines_on_tourism_demand).

  1. Schall und Infraschall
    Das Schallgutachten für die beantragten Windkraftanlagen auf dem Kirnberg bei Steißlingen ist gemäß VDI-Nachrichten nicht auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand und somit unzureichend. Quelle: http://www.vdi-nachrichten.com/Technik-Wirtschaft/Schallprognosen-greifen-zu-kurz

Welche Folgen solche ungeeigneten Lärmgutachten haben können, zeigt das Beispiel des Schuttertals im Schwarzwald. Die dortigen Windräder sind viel lauter als prognostiziert, die Anwohner klagen über „wummernden“ Lärm (Quelle: http://www.badische-zeitung.de/schuttertal/der-windpark-muss-im-schuttertal-nachbessern–129886444.html).

Insbesondere der sog. Infraschall führt in der Umgebung von Windrädern häufig zu einer Gesundheitsbelastung (Quelle: http://umweltmessung.com/wp-content/uploads/2015/06/Kommentierung-Studien-Infraschall.pdf).

In Bayern gilt zum Schutz der Bevölkerung die sogenannte 10H-Regel. Das heißt die Entfernung von Wohngebäuden muss mindestens zehnmal so groß sein wie die Höhe des Windrads. Beispiel: Ein 200 Meter hohes Windrad muss mindestens 2.000 Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt liegen. In Baden-Württemberg wurde sogar schon der in den Koalitionsverhandlungen vereinbarte Richtwert von nur 700 Metern unterschritten.

  1. Windkraft verringert den Wert von Immobilien:

Immobilien, die optisch oder akustisch im Einflussbereich von Windrädern liegen, verlieren an Wert. Dies wurde in einer Studie der London School of Economics nachgewiesen.     (Quelle: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0095069615000418

  1. Windkraft schadet dem Naturschutz:

Die meisten der als besonders windkraftempfindlich klassifizierten Vogelarten haben eines ihrer wenigen noch vorhandenen Vorkommen in Baden-Württemberg. Insbesondere in den Vogelschutzgebieten Untersee, Überlinger See, Mindelsee, Bodanrück und Hohentwiel-Hohenkrähen ist die Erhaltung dieser Vorkommen ausdrückliches Ziel; das Wollmatinger Ried im Untersee hat überragende internationale Bedeutung, u.a. als Zwischenstation für Zugvögel. Alle hier genannten Vogelschutzgebiete liegen in Sichtweite der geplanten Windräder auf dem Kirnberg und Schienerberg – und damit nach aktuellsten Erkenntnissen der Ornithologen im Gefährdungsbereich durch die dort geplanten Windräder. Zu Artenschutzgutachten allgemein, Zitat: „Der NABU befürwortet den naturverträglichen Ausbau der Windkraft sowohl an Land als auch auf dem Meer, weist jedoch auf gravierende Versäumnisse bei der Standortwahl und Realisierung einzelner Projekte hin.“Quelle: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/windenergie/index.html

  1. Die Region hat viel Sonne, aber wenig Wind:

Der Ausbau erneuerbarer Energien ist in jeder Region sinnvoll, allerdings ist nicht jede Technik an jedem Ort geeignet. Gerade die Photovoltaik hat angesichts der vielen Sonnenstunden bei uns großes Potenzial. Besonders sinnvoll ist die dezentrale Photovoltaik mit Speichermöglichkeit für den privaten oder gewerblichen Eigenbedarf, weil damit größere unkontrollierte und wechselhafte Einspeisungen ins Stromnetz vermieden werden, wie sie bei großen WKA zwangsläufig auftreten (Quelle: http://www.renewable-energy-concepts.com/german/sonnenenergie/basiswissen-solarenergie/geografische-lage-kwhm2.html).
Dagegen zählt der Raum Hegau-Bodensee zu den windärmsten Gebieten in Baden-Württemberg, die „Windhöffigkeit“ ist gering (Quelle: https://um.baden-wuerttemberg.de/de/energie/erneuerbare-energien/windenergie/planung-genehmigung-und-bau/windatlas-bw/).

Es ist in diesem Zusammenhang bezeichnend, dass die Projektierer der Windräder in Verenafohren und Kirnberg ihre Wind-Prognosen fälschlich als zertifizierte Wind-Gutachten nach den Mindeststandards des Bundesverbands Windenergie deklariert haben und diese bis heute unter Verschluss halten – trotz wiederholter Forderung nach Offenlegung (Quelle: Dossier Faktencheck 2.0 Prognosen als Gutachten deklariert  http://www.forum-hegau-bodensee.de).

  1. Windkraft ist in Schwachwindgebieten unwirtschaftlich und nicht wettbewerbsfähig:

Nach dem Bau von rund 27.000 subventionierten Windrädern hat die Bundesregierung erkannt, dass eine bedingungslose und pauschale Förderung wenig Sinn macht, und deshalb mit der jüngsten Revision des Erneuerbaren Energien Gesetzes die Förderung auf ein Wettbewerbsverfahren (Ausschreibung) umgestellt. Obwohl es im neuen Gesetz eine Sonderklausel für Schwachwindgebiete gibt und darüber hinaus Bürgerenergiegesellschaften Anträge unter besonders günstigen Konditionen stellen können, hat in den beiden ersten Ausschreibungsrunden kein einziges Projekt im Südwesten einen Zuschlag erhalten. Quelle: https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2017/15082017_WindAnLand.html?nn=265778.

Das beweist: aus ideologischen Motiven geförderte Schwachwindräder können dem Wettbewerb aus dem windreichen Norden nicht standhalten. Die EnBW und weitere Projektierer verfolgen bereits gigantische Offshore-Projekte, welche völlig ohne Subventionierung auskommen werden. Quellen: https://www.welt.de/wirtschaft/article163681001/Die-brutale-Kostenwahrheit-ueber-die-Windkraft-Branche.html und http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/energiepolitik/windparks-ohne-foerderung-erneuerbare-energie-lohnt-sich-endlich-14971139.html

Der Ausbau der Stromtrassen von Nord nach Süd ist per Bundesgesetz beschlossen, um bereits gebaute Windkraftkapazitäten aus dem Norden abführen zu können, was in absehbarer Zeit einem wirtschaftlichen Todesurteil für in Schwachwindgebieten produzierten Windstrom gleichkommt. Quelle: https://www.transnetbw.de/de/suedlink

Verfasser: Dr. rer. nat. Martin Dölberg, Fachbeirat  / Markus Bihler, Sprecher,
Stand 22. August 2017

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Anschreiben an die Kandidaten vom  25.August 2017

An:    Die Kandidaten zur Bundestagswahl 2017 im Landkreis Konstanz         
Von:  Schwarzwaldverein Bezirk Donau-Hegau-Bodensee, Hegau-Geschichtsverein und Forum Hegau-Bodensee

Betrifft: Kandidatenbefragung zur Zukunft der Windenergie im Kreis Konstanz.

Es gibt in der Region Hegau-Bodensee seit geraumer Zeit politische Diskussionen, ob hier Windräder gebaut werden sollen oder nicht.
Obwohl dies klarer Stellungnahme bedarf, gab es von der Politik hierzu bisher oft nur unzureichend klare Aussagen.

Deshalb haben sich zum Anlass der Bundestagswahl, drei heimatbezogene Organisationen

  • der Schwarzwaldverein,
  • der Hegau-Geschichtsverein und
  • das Forum Hegau-Bodensee

für eine medienübergreifende Plattform zur schriftlichen Kandidatenbefragung zusammengeschlossen.
Sie stellen in einer konzertierten Aktion für ihre gesamthaft rund 8.000 Mitglieder relevante Fragen an die Kandidaten, um zu dieser Thematik politische Klarheit für die Wahl zu schaffen.

Ein besonderer Zeitpunkt ist gleichzeitig, dass kürzlich der Regionalverband Hochrhein-Bodensee seine Untersuchungen abgeschlossen und veröffentlicht hat. Nach 6 Jahren intensiver Planung und dem erklärten Vorsatz, der Windenergie Raum zu schaffen, kommt das offizielle Verwaltungsorgan Regionalplanung Hochrhein-Bodensee zu einem sehr deutlichen Ergebnis: Im Raum Hegau-Nördlicher Bodensee gibt es höchstens zwei potenzielle Standorte, wovon einer – am Rande des Hegau liegend – inzwischen schon mit drei Windrädern bebaut wurde.

Für die drei hier Fragen stellenden Organisationen, bedeutet dies in logischer Konsequenz:

Wenn Windräder überhaupt nur sehr wenig Beitrag zur Energiewende und für die Region leisten können, wäre es nicht richtig, trotzdem die Landschaft und Menschen mit einzelnen über 200 Meter hohen Industrieanlagen zu beeinträchtigen.

Trotz der Feststellungen der Regionalplanung gibt es den Rechtsweg, mit Ausnahmegenehmigung und ohne öffentliches Verfahren, zu bauen. Beim Landratsamt Konstanz läuft derzeit ein Bauantrag der Firma Solarcomplex AG für zwei riesige Windräder auf dem Kirnberg bei Steißlingen und Schweizer Energieversorger planen gleich vier Windräder auf dem Schienerberg, direkt an der deutschen Grenze.

Spätestens seit dem deutlichen Aus für die Windkraft als Ergebnis der Regionalplanung ist es jedoch an der Zeit, eine grundsätzliche Werteabwägung vorzunehmen und Entscheidungen darüber zu treffen.

 Da in Podiumsdiskussionen oft nur vage Aussagen gemacht werden, haben sich die Träger dieser medienübergreifenden Plattform entschlossen die Fragen und Antworten schriftlich zu fixieren.
Jeder der Kandidaten erhält den beigefügten Fragebogen und das beigefügte Fachdossier mit Quellenangaben.
Die Antworten werden von den drei Organisationen ihren Mitgliedern, den regionalen Print-, Radio- und TV-Medien und sozialen Netzwerken zugestellt.

Mit den Antworten der Kandidaten erhalten unsere Mitglieder und alle Bürgerinnen und Bürger des Landkreises eine wertvolle Entscheidungshilfe für die kommende Bundestagswahl, weshalb wir insbesondere den SÜDKURIER und das WOCHENBLATT bitten, entsprechend umfangreich zu berichten.

Die gemeinsamen Träger:
 Schwarzwaldverein e. V. Bezirk Donau-Hegau-Bodensee, Vorsitzender Ekkehard Greis
www.schwarzwaldverein.de/bezirk/donau-hegau-bodensee, Hauptgeschäftsstelle, Schlossbergring 15, 79098 Freiburg
Hegau-Geschichtsverein, Vertretungsberechtigter Vorstand Wolfgang Kramer
www.hegau-geschichtsverein.de, Hohgarten 2 (Rathaus), 78224 Singen (Hohentwiel)
Forum Hegau-Bodensee, Sprecher Markus J.M. Bihler
www.forum-hegau-bodensee.de, Fritz-Reichle-Ring 6a (Radolfzeller Innovations- und Technologiezentrum), D-78315 Radolfzell

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